Oktober 2003:

Bedeutsame Buchpublikation: Hermann Golle, Das Know-How, das aus dem Osten kam - Wie das Westdeutsche Wirtschaftswunder von der SED-Politik profitierte

- Rezension -



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Unter dem genannten Titel veröffentlichte der in Dresden lebende Verfasser ein Werk, das auch für die Wirtschafts und Sozialgeschichte Sachsens - besonders für die Zeitgeschichte - wichtig ist. Dabei werden die Wirtschaftsräume Dresden, Chemnitz-Zwickau, Aue-Schwarzenberg, das Sächsische Vogtland, der Raum Leipzig sowie das heute in Sachsen-Anhalt liegende Industriegebiet Magdeburg-Dessau behandelt.
Interessant erscheint dabei die Tatsache, daß die dort angesiedelten Industrie- und Gewerbezweige bis in die Anfänge der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgreifen.
Diese Industrieunternehmungen legen eindrucksvolle Zeugnisse vom Gewerbefleiß und der Erfindungsgabe der Bevölkerung des mitteldeutschen Raumes ab. Dazu kam noch vielfach die Aufgeschlossenheit der bis 1918 regierenden Fürstenhäuser, die die Ansiedelung von Industriebetrieben wiederholt förderten, so daß diese bis 1945 trotz vielfacher Krisen und kriegerischer Verwicklungen weiter bestehen konnten. Erst die Besetzung Mitteldeutschlands durch sowjetische Truppen im Jahre 1945 brachte insofern einen Wandel, als in den folgenden Jahren zahlreiche Industrieunternehmungen entweder der Demontage bzw. der Verlagerung in die Sowjetunion oder der Verstaatlichung durch die Machthaber der SED zum Opfer fielen.
Zahlreiche Unternehmer aus der späteren DDR nahmen die Gelegenheit wahr und flohen in die westlichen Besatzungszonen, d. h. in den Raum der späteren Bundesrepublik Deutschland und gründeten dort vielfach unter ihrem alten Firmennamen neue Industrien oder verbanden sich mit ihren reichen Erfahrungen auf technischem, sozialen und wirtschaftlichen Gebiet mit westdeutschen Firmen, die damit einen großartigen Wertzuwachs erhielten.

Volkswirtschaftlich gesehen bedeuteten diese durch die Sowjets und die SED erzwungenen Abwanderungen von Firmen bzw. Unternehmen aus dem mitteldeutschen Raum einen Verlust, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

So dürfen wir dem Autor unseren Dank dafür aussprechen, daß er es unter großen Schwierigkeiten gewagt hat, dieses noch weitgehend unbekannte Kapitel der deutschen Industriegeschichte behandelt zu haben. Es stellt in der Tat ein "heißes Eisen" dar, was sich auch darin äußert, daß der Autor große Mühe auf sich nehmen mußte, einen geeigneten Verlag für den Druck und die Gestaltung dieses Buches zu finden.

Als Wettiner wollen wir dem Autor unseren Respekt aussprechen, daß dieses Werk überhaupt erscheinen konnte. Wir sollten unseren Dank für diese höchst notwendige Publikation noch dadurch bekräftigen, daß wir verstärkt für einen möglichst hohen Absatz werben.

 

SKH Dr. Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen
IKH Elmira Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen

 
 

 


[Golle, Herrmann; Das Know-How, das aus dem Osten kam - Wie das Westdeutsche Wirtschaftswunder von der SED-Politik profitierte, Stuttgart, Hohenheim, 2002]

 
     
 

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