Seine Königliche Hoheit
Dr. Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen

König Albert als Politiker unter besonderer Berücksichtigung der Sozial- und Wirtschaftspolitik



 
 

 

König Albert von Sachsen erwies sich nicht nur als Militärführer bedeutungsvoll, sondern auch auf politischem Gebiet als hervorragender Kenner. In besonderer Weise gilt dies auch für die Wirtschafts- und Sozialpolitik, wobei er in erster Linie das Erbe seines Vaters Johann weiterführen konnte. Eigene Anschauungen erwarb er sich dadurch, daß er vor seiner Thronbesteigung 1873 Mitglied der Finanzdeputation der Ersten Kammer des Sächsischen Landtages war. Dabei handelte es sich um eine Einrichtung, die heute mit den Ausschüssen für Wirtschaft und Soziales auf der einen und Finanzen bzw. Haushalt des Bundestages und den Länderparlamenten auf der anderen Seite zu vergleichen ist. Ergänzend dazu kamen wiederholte Besuche in den Städten, Gemeinden und Industrieunternehmungen, in deren Zusammenhang er Themen der Sozial- und Wirtschaftspolitik ansprach und sich auch über damit zusammenhängende Probleme unterrichten ließ. In dieser Beziehung setzte er das Erbe seines Vaters und Vorgängers Johann fort, der ebenfalls bei zahllosen Gelegenheiten Stellungnahmen zu aktuellen Problemen wirtschaftlicher, sozialer oder allgemein politischer Art abgab.

Die politische Stellung König Alberts

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König Albert und Königin Carola von Sachsen

Nach der Gründung des Deutschen Reiches als Folge des Krieges 1870/71 gegen Frankreich stand das Königreich Sachsen, um mit Otto Kaemmel zu sprechen, "unter dem Zeichen innigster und vielseitigster Gemeinschaft mit dem gesamtdeutschen Leben und einer auf diesem Grund ruhenden rüstigen, in mancher Beziehung eigenartigen Kulturarbeit". Die Person des Königs Albert war dafür ein wichtiger Garant, obwohl sein Heimatland als Folge des Krieges von 1866 wesentliche Rechte der bisherigen Souveränität an Preußen und nach Gründung des Reiches an die neuen Zentralinstanzen in Berlin abtreten mußte. Durch seine freundschaftlichen Kontakte zum Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck und zum regierenden Haus der Hohenzollern konnte er trotz der beschränkten Eigenständigkeit seines Landes neue Impulse geben. Dazu kam, daß nach dem Ausscheiden der Donau-Monarchie aus dem Deutschen Bund 1866 die Freundschaft zwischen Kaiser Franz Joseph von Österreich und dem sächsischen König letzterem eine oft mühevolle, aber auch erfolgreiche Vermittlertätigkeit zwischen den beiden Großmächten Deutsches Reich und Österreich-Ungarn ermöglichte. Außerdem besaß König Albert wertvolle persönliche Verbindungen zum russischen Zarenhaus, womit er beispielsweise in der auch heute noch aktuellen Balkanfrage seinem österreichischen Vetter und Freund Kaiser Franz Joseph wertvolle Dienste leisten konnte. In völliger Übereinstimmung mit Bismarck sah er Erfolge in Europa nur dann, wenn ein gutes Einvernehmen mit Rußland bestand. Nur auf dieser Basis hatte Bismarck seine Politik durchgesetzt, die zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 führte. König Albert befürchtete allerdings, wie wir aus vielfachen persönlichen Äußerungen wissen, daß Deutschland bei Außerachtlassung dieser wichtigen politischen Linie in einen Zweifrontenkrieg verwickelt werden könnte. Daher unterstützte er massiv eine Politik, die das Deutsche Reich aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraushalten wollte.

Die Regierungszeit König Alberts von 1873 bis 1902 kann als eine Periode äußeren Friedens bezeichnet werden. Aber noch waren die Narben aus dem deutsch-deutschen Bruderkampf von 1866 nicht völlig verheilt. Alberts Politik war daher vor allem auf die Überwindung alter Gegensätze gerichtet. Dies galt besonders für das Verhältnis zu Preußen, mit dem bereits sein Vater Johann nach 1866 erste Schritte zu einer Aussöhnung angebahnt hatte. Auf diesem Fundament konnte König Albert weiter bauen. Darüber schreibt Joseph Kürschner in dem aus Anlaß des 70. Geburtstages des Monarchen 1898 herausgegebenen Gedenkbuch:

"Bei einem Blick auf die Zeit der Thronbesteigung König Alberts wird die Erinnerung wach, daß in dem Verhältnis zwischen dem Einzelstaat und dem Reich noch nicht die völlige Klärung und beiderseitige Hingebung, die zum Gedeihen hüben und drüben sich als notwendig erwies, eingetreten war. Hie Unitarismus, hie Partikularismus, das waren die vermeintlichen Differenzpunkte, die damals die Gemüter noch nicht völlig zur Aussöhnung und Beruhigung gelangen ließen. Es ist nun vor allem dem König Albert zu danken, für die Anbahnung des vollendet herzlichen und harmonischen Verhältnisses zwischen den Häusern Wettin und Hohenzollern gewirkt zu haben. Es hat eine Zeit gegeben, in der es wohl zweifelhaft sein konnte, welches von beiden Häusern Wettin und Hohenzollern einstmals zu der Stellung der führenden Macht in Deutschland berufen sein würde. Diese Frage ist längst zu Gunsten Preußens entschieden, ohne daß deshalb je in des Königs Albert Brust ein Mißmut entstanden wäre. Der Freundschaftsbund zwischen den beiden Königshäusern ist namentlich durch sein hochherziges Entgegenkommen so innig gestaltet worden, daß jede unerquickliche Rivalität ausgeschlossen ist."

Die Freundschaft zwischen König Albert und den regierenden Hohenzollern einerseits, sowie dem Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck andererseits, führte dazu, daß der sächsische Monarch eine nicht zu unterschätzende Mittlerrolle zwischen Kaiser und Kanzler übernehmen konnte. Bedauerlicherweise war nicht zu verhindern, daß Bismarck auf Grund seiner Differenzen mit Wilhelm II. seinen Platz als Reichskanzler räumen mußte. Dennoch blieben die freundschaftlichen Kontakte zwischen Bismarck und dem sächsischen Herrscher bis zum Tode des Fürsten bestehen.

Selbstverständlich führte diese freundschaftliche Verbindung mit Bismarck auch zu einem umfangreichen Briefverkehr. Leider ließ König Albert die gegenseitigen Briefe kurz vor seinem Tode 1902 verbrennen, wie ich aus Berichten meines verehrten Vaters Prinz Friedrich Christian weiß. Damit ging eine wertvolle Quelle zur Geschichte der Reichseinigung Deutschlands und ihrer Folgen für die Geschichtsforschung verloren.

Entsprechend der Tradition des Hauses Wettin-Albertinische Linie setzte sich Albert für die Erhaltung der bundesstaatlichen Ordnung in Deutschland ein. Diese absolute Treue zu diesem Grundprinzip des Föderalismus übertrugen die Könige Johann und Albert auf das neu entstandene Deutsche Reich von 1870/71. Die Grundhaltung zum Föderalismus behielten die regierenden Wettiner bis zum Ende der Monarchie in Sachsen 1918 bei, obwohl sie im Grunde genommen weiterhin den Kaiser von Österreich - den Erben des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation - als den berufenen Repräsentanten deutscher Politik ansahen. Ja, mein verehrter Vater, - ein Großneffe König Alberts - vertrat die Meinung, daß es besser gewesen wäre, wenn Österreichische Politiker den Kurs der deutschen Außenpolitik seit 1870/71 bestimmt hätten. Wenn wir uns die Vertreter des Auswärtigen Amtes in Berlin nach dem Rücktritt Bismarcks naher betrachten, können wir dieser Meinung nur zustimmen.

Auf innenpolitischem Gebiet verfolgte König Albert zielstrebig eine Neugestaltung der Landesverwaltung, für die bereits unter seinem Vater Johann die wesentlichen gesetzlichen Vorschriften erlassen worden waren. An die Stelle der bisherigen Kreisdirektionen traten fortan 4 Kreishauptmannschaften, denen wiederum 27 Amtshauptmannschaften - wir würden heute sagen Landkreise - unterstanden. In Verbindung damit brachte die Umgestaltung der Städte- und Landgemeindeordnung eine größere Selbständigkeit für die Kommunen. In enger Beziehung damit ist auch der weitere Ausbau der Armenpflege, sowie die Reform des Steuer- und Brandversicherungswesens zu sehen. Von großer Bedeutung waren auch die Verwaltungsreform 1873 und die Neuordnung des Steuerwesens 1878. In der weiteren Folge trat die progressive Einkommenssteuer an die Stelle der bisherigen Gewerbe- und Personalsteuer. Zur Deckung ihrer Schuldenlasten erhielten die Gemeinden als zusätzliche Einnahmequelle einen Teil der Grundsteuer.

Schließlich folgte 1896 ein neues liberalisiertes Landtagswahlgesetz, über das Otto Kaemmel folgendes schreibt:

"Einen ähnlichen Erfolg hatte das Landtagswahlgesetz vom 28. März 1896, insofern es das allgemeine Wahlrecht einführte; aber es machte auch das Maß der politischen Rechte von dem Maße der Steuerleistung dadurch abhängig, daß es darnach die Wähler in drei Klassen teilte, von denen jede ein Drittel der Abgeordneten (zur Zweiten Kammer) wählte und die indirekte Wahl (Urwähler und Wahlmänner) einführte. Damit gewann im Widerspruch zu dem städtisch-industriellen Charakter des Landes die konservativ-agrarische Partei in der II. Kammer das Übergewicht, und die handarbeitenden Klassen wurden tatsächlich von der Volksvertretung ausgeschlossen."

So sehr das neue Landtagswahlgesetz von 1896 einen Erfolg im Sinne der Liberalisierung und Demokratisierung Sachsens darstellte, ist es dennoch unvollständig, weil vor allem die kleinen Handwerker und die für die soziale bzw. wirtschaftliche Entwicklung wichtigen Industriearbeiter von der Mitwirkung am parlamentarischen Leben ausgeschlossen blieben. Erst kurz vor dem Ende der Monarchie im November 1918 wurde das allgemeine Wahlrecht in Sachsen endgültig eingeführt, womit die freiheitlich-demokratische Ordnung den Sieg davontrug.

Wichtig wurde ferner die Tatsache, daß das Königreich Sachsen 1873 ein neues Volksschulgesetz erhielt. Auf Grund dieses Gesetzeswerkes wurden die Volksschulen im gesamten Land unter die fachmännische Aufsicht von königlichen Bezirksschulinspektoren gestellt und die Ausbildung der jungen Leute durch die Einführung von beruflichen Fortbildungsschulen ergänzt. Auch das höhere Schulwesen konnte 1876 auf eine gemeinsame gesetzliche Basis gestellt werden. Dazu trugen wesentlich die Vermehrung der Gymnasien, der Realschulen (ohne Latein) und der Seminare bei. Dieses Reformgesetz sah ferner den Bau zweckentsprechender Schulgebäude, die Verbesserung der Lehrergehälter und eine gewisse Modernisierung des Unterrichts vor. Noch heute finden wir in vielen Städten und Landgemeinden massive Schulgebäude, die offenbar ihren Ursprung der Regierung König Alberts verdanken.

Neben diesen beispielgebenden Reformmaßnahmen auf dem Sektor der allgemeinen Schulbildung wurde unter König Albert auch ein leistungsfähiges technisches Bildungssystem aufgebaut. Dessen Spitze bildete die neuorganisierte Technische Hochschule Dresden, die noch in der Gegenwart unter dem Namen Technische Universität Dresden einen Mittelpunkt im Freistaat Sachsen darstellt.

Auch die Landesuniversität Leipzig, zu deren wichtigsten Förderern König Albert als "Rector magnificentissimus" zählte, entwickelte sich unter seiner Regierung zu einem anerkannten Zentrum von Wissenschaftspflege und Forschung. Das zeigte sich auch darin, daß die Universität Leipzig im Rahmen der deutschen Universitäten insgesamt schon damals die dritte Stelle bezüglich der Studentenzahlen belegte. Der Monarch selbst war bei seinen häufigen Aufenthalten in der Messestadt Leipzig ein regelmäßiger Besucher von Vorlesungen oder Seminaren und wohnte auch wiederholt wissenschaftlichen Experimenten bei.

Eine glückliche Hand besaß König Albert auch in der Auswahl seiner Minister und Mitarbeiter. Ferner galt seine besondere Fürsorge den von Seuchen oder Naturkatastrophen immer wieder heimgesuchten Landesteilen, denen er vielfach gemeinsam mit seiner Gemahlin Carola großzügige finanzielle oder materielle Hilfen angedeihen ließ.

Wirtschafts- und Sozialpolitik

Ähnlich wie sein Vater und Vorgänger König Johann war Albert auch ein bedeutsamer Sozial- und Wirtschaftspolitiker. Dies erscheint umso beachtlicher, als sein Hauptaugenmerk - wie bereits ausgeführt auf militä rischen Fähigkeiten beruhte. Bekanntlich rührte die Beschäftigung mit der Sozial- und Wirtschaftspolitik daher, daß dieser wettinische Herrscher schon vor seiner Thronbesteigung als Mitglied der Finanzdeputation der Ersten Kammer des Landtages angehörte. Damit war er aus erster Hand durchaus mit den aktuellen Wirtschafts- und Sozialproblemen des Königreiches Sachsen vertraut. Besonders bedeutsam erscheint, daß sich der damalige Kronprinz Albert bereits am 22. September 1858 im sächsischen Staatsrat unmittelbar an der Beratung des neuen Gewerbegesetzes beteiligte. Dieses am 15. Oktober 1861 in Kraft getretene Gesetzeswerk gehörte zu den bedeutendsten Schöpfungen der Regierungszeit seines Vaters König Johann von Sachsen und beinhaltete neben der Einführung der Gewerbefreiheit in § 1 auch zahlreiche wichtige sozialpolitische Vorschriften, die für Sachsen als Industrieland einen erheblichen Stellenwert besaßen. Beachtlich erscheint, daß in diesem wichtigen Gesetz alle grundlegenden Errungenschaften der späteren Bismarck'schen Sozialgesetzgebung vorweggenommen wurden. Das gilt beispielsweise für das Problem der Kinderarbeit, die Regelung der wöchentlichen Arbeitszeit in Industriebetrieben, die soziale Krankenversicherung, die Frage der Rentenansprüche im Alter, sowie den Schutz der werdenden Mütter. Ferner ist zu erwähnen, daß in diesem Gesetzeswerk auch erstmals Ansätze für die Gestaltung einer modernen Umweltpolitik aufscheinen. Wenn auch hervorgehoben werden muß, daß dieses in der Tat bedeutsame Gesetz vorzugsweise ein Werk König Johanns und seiner Mitarbeiter darstellt, ist es beispielhaft, daß auch der Thronfolger Albert zu diesem Mitarbeiterkreis zu zählen ist. Das sollte deswegen Beachtung finden, weil Vater und Sohn in einem engen und freundschaftlichen Verhältnis zueinander standen. Beide waren sich offenbar bewußt, welche Probleme das von den Wettinern regierte Sachsen als Industrie- und Gewerbeland lösen konnte und mußte. Albert hatte noch zusätzlich das große Glück, daß seine Gemahlin Carola ebenfalls eine große Verantwortung vor allem auf sozialem Gebiet mitzutragen bereit war.

Umsicht und Tatkraft bewies König Albert bei seinen Maßnahmen zur Förderung der sächsischen Volkswirtschaft.

In diesem Zusammenhang ist zunächst der Bergbau zu erwähnen, der seit dem Mittelalter erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für Sachsen und speziell das Erzgebirge besaß. Schon seit dem 17. und 18. Jh. war dieser Wirtschafts- und Gewerbezweig von einem Rückgang erfaßt. Dennoch bemühte sich die Staatsregierung unter maßgeblicher Mitwirkung des Königs wiederholt, dieser negativen Erscheinung durch gezielte Maßnahmen entgegenzuarbeiten.

Um den seit 1871 rückläufigen Silberpreis zu stützen, gewährte die Staatsregierung erhebliche Zuschüsse. Damit hoffte man, die Erzgruben im Raum von Freiberg zu erhalten, sowie Not und Armut unter der arbeitenden Bevölkerung lindern zu können. Trotzdem gelang es nicht, den Preisverfall infolge internationaler Entwicklungen zu stoppen. Daher entschloß sich der sächsische Staat, die krisenanfälligen Erzgruben mit Zustimmung des Landtages käuflich zu erwerben und in staatlicher Regie weiter zu betreiben. Dazu schreibt Joseph Kürschner:

"Der Umstand, daß die Gänge des Freiberger Bergbaues in der letzten Zeit mehr Ertrag an Erzen ergeben haben, läßt die Hoffnung zu einem Wiederaufblühen des für das sächsische Land so wertvoll gewesenen Bergbaues noch nicht ganz ersticken, und es ist im Interesse des Landes und seiner Bevölkerung zu wünschen, daß die Quelle des früheren Reichtums Sachsens durch Steigen der Preise des Silbers und seiner Nebenprodukte nicht zum Versiegen komme, und dies ist anzunehmen, wenn wie bisher die Regierung unter der weisen Leitung seines Herrschers die nötigen Mittel zur Verfügung stellt, den Erzbergbau über eine finanziell unglückliche Periode, wie er solche schon oft hat durchleben müssen, hinwegzuhelfen zum Wohle des Landes."

Ein günstigeres Bild bot der Steinkohlenbergbau Sachsens, der seit dem Regierungsantritt König Alberts zum Wohlergehen des Landes wesentlich beigetragen hatte. Es entstanden sogar neue Unternehmungen im Raum von Zwickau, die tiefer liegende Steinkohlenflöze erschließen konnten. Größeres Augenmerk wandte man auch der Mechanisierung der Anlagen zu, wobei besondere Einrichtungen zur Belüftung der Gruben mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff beschafft wurden. Ferner traf die Staatsregierung auch Maßnahmen zur Unfallverhütung und zur Regelung von Versicherungsfragen.

Sogar den heute so aktuellen Fragen des Umweltschutzes trugen die verantwortlichen Behörden Rechnung. Durch den Bau des 140m hohen Schornsteins bei Halsbrücke in unmittelbarer Nähe von Freiberg wurden technische Vorkehrungen getroffen, um den Ausstoß schädlicher Gase erheblich zu i vermindern. Dieses technische Bauwerk, das noch heute erhalten ist, wurde 1889 vollendet.

Die Bedeutung der Hüttenwerke für die sächsische Volkswirtschaft ist auch darin zu sehen, daß sich der Absatz ihrer Produkte von 5 Mio. Mark im Jahre 1873 auf 10 Mio. Mark im Jahre 1896 erhöhte. Das bedeutete, daß sich die Verkaufserlöse in diesem Zeitraum verdoppelten.

Der industrielle Charakter Sachsens verstärkte sich während der Regierungszeit König Alberts von 1873 bis 1902 weiter. Das drückte sich im Anstieg der Bevölkerung aus, die in der Zeit zwischen 1871 und 1895 von 2,3 Mio. auf 3,8 Mio. Einwohner wuchs. Das Bedeutete, daß sich die Bevölkerungszahl in 24 Jahren um 1,5 Mio. vermehrte, womit die Zunahme im gesamten Deutschen Reich übertroffen wurde. Die Schwerpunkte der Bevölkerungsvermehrung lagen nicht nur in den Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz, sondern auch in zahlreichen Mittel- und Kleinstädten, sowie in mehreren Fabrikdörfern; der Raum Chemnitz-Zwickau hatte in diesem Zusammenhang die größten Zunahmen aufzuweisen. Die Zahl der Mittelstädte über 20.000 Einwohner stieg von 5 auf 9, die der Kleinstädte über 5.000 Einwohner von 50 auf 91 und die der Landstädte unter 300 Einwohnern von 142 auf 185; in den städtischen Bezirken war ein größeres Wachstum zu verzeichnen als in den Landbezirken. Das hatte vorzugsweise seinen Grund darin, daß viele Landbewohner in die Städte zogen, um dort geeignete Stellen in Industriebetrieben und im Gewerbe zu erhalten. 1895 verzeichnete Sachsen insgesamt eine Bevölkerungsdichte von 251 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Diese Entwicklung verstärkte sich auch dadurch, daß 1895 bereits 58 % der Bevölkerung Sachsens in der Industrie, 14 % im Handel und nur noch 15 % in der Landwirtschaft tätig waren. Bis zur Jahrhundertwende verschob sich diese Zahl noch weiter zugunsten der Industrie und des Handels.

Die wichtigsten Industriezweige waren der Maschinenbau und die Textilindustrie, deren Zentrum im Raum Chemnitz lag. Die Stadt Chemnitz war nicht nur Hauptsitz des sächsischen, sondern auch des deutschen Maschinenbaus. Mit dieser Stadt sind die Namen bedeutender Industriepioniere verbunden, wie Richard Hartmann als Gründer der weltbekannten Sächsischen Maschinenfabrik, Johann Zimmermann als Pionier des Werkzeugmaschinenbaus und Louis Schönherr als Produzent von Textilmaschinen. Bereits in der Zeit König Johanns und besonders König Alberts nahmen die größeren Fabriken der Maschinenbranche die Form von Aktiengesellschaften an.

Der sächsische Staat bemühte sich damals, durch gesetzliche Maßnahmen und Handelsverträge den auswärtigen Ländern das Wachstum dieser Industrien zu sichern. Maßgeblich gefördert wurde der weitere Ausbau der sächsischen Industrie durch den Bau von Eisenbahnen, die nicht nur die wichtigsten wirtschaftlichen Zentren Sachsens untereinander verbanden, sondern durch Schmalspurbahnen auch die entlegenen Teile des Landes. Seit 1876 war der Staat bestrebt, diese Bahnen in öffentliches Eigentum zu überführen.

Interessant erscheint die Tatsache, daß König Albert sich persönlich um 1879 mit der auch heute noch aktuellen Frage befaßte, ob das Reich die bisher von den einzelnen deutschen Bundesstaaten betriebenen Eisenbahnen in eigene Regie übernehmen sollte. Unter dem bezeichnenden Titel "Gründe gegen Reichseisenbahnen" schrieb er in dieser Abhandlung:

"A. Allgemeines. Solange das Reich seiner Absicht nach ein Bundesstaat, kein Einheitsstaat sein wird, ist seine Sache das Verkündigen von Gesetzen über die Materien, welche zu seiner Kompetenz gehören, sowie das Recht, die richtige Ausführung derselben seitens der Einzelstaaten zu überwachen, nicht aber, die letzteren selbst in seine Hand zu nehmen, mit einem Wort, das Reich soll nicht verwalten, wo es bis jetzt der Fall, Post, Telegraphie, Reichseisenbahnen in den Reichslanden, so sind es Ausnahmen, die sich zufällig gemacht, gar nicht im Geist der Reichsverfaßung liegen. Das neue Project ist ein großer Eingriff in die Prinzipien der letzteren.
B. Besonderes. Die Organisation der Reichsbehörden hindert aber noch besonders derartige Pläne. Eine Person, der Reichskanzler, ist bis jetzt für alles verantwortlich, was das Reich auszuführen hat, soll noch dazu die Verantwortlichkeit für sämtliche Eisenbahnen bekommen. Also wird sie illusorisch, eine Änderung der Organisation bei der Art des Fürsten Bismarck unmöglich, doch wird das Ganze etwas monströses werden... und einer solchen werden die wichtigsten materiellen Interessen anheimgegeben, von ihr hängen die Begünstigung oder Benachtheiligung ganzer Zweige der Industrie und des Handels ab, eine faktisch unverantwortliche Behörde. Nur die großen Unternehmungen spenden Hilfe. Vide Post und Telegraphie.
In finanzieller Beziehung ist das Project nicht minder gefährlich. Das Reich übernehme eine Schuldenlast von mehreren Milliarden für zum Theil sehr zweifelhafte Werthe. Welche neuen Schwindel werden mit dieser Sache beginnen, nachdem wir kaum über die französischen weg sind.
Noch ließe sich dieser Punkt beßer gestalten, hätten wir nur überhaupt Vertrauen in die jetzige Reichsbehörde. Bei der seithens derselben entwickelten Ungeschicklichkeit in allen materiellen Fragen wäre das schlimmste zu gewärtigen. Ich brauche bloß an die Bankfrage, Münzgesetz usw. zu erinnern. Die großen Banken würden binnen 10 Jahren das Reich regieren. Das gleiche Resultat würde das finanzielle Ergebniß der Eisenbahnverwaltung sein. Die Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen sind auch hier ein warnendes Beispiel. Das Resultat würde binnen kurzem so schlecht sein, daß ein Wiederverkauf sich nötig machen müßte. Die Käufer würden dieselben sein, welche die Milliarden des Ankaufs an sich gebracht hätten. Deutschland würde in 10 Jahren die Domäne der Berliner Juden sein.
Aus allen diesen Gründen muß man sich den Ankauf der Preußischen Staatsbahnen widersetzen, auch wenn darin nicht der geringste Schaden für die Einzelstaaten wäre. Denn sind einmal die Preußischen Bahnen in Reichshänden, so folgen alle früher oder später nach."

Diese Ausarbeitung, deren zweiter Teil von König Albert nicht mehr fertiggestellt werden konnte, sollte einem Vortrag in einer Sitzung des sächsischen Gesamtministeriums als Grundlage dienen, wozu es aber nicht mehr kam. Dennoch ist diese Stellungnahme für uns von Interesse, weil Albert sich als guter Kenner der Wirtschaftspolitik erwies und damit die große Linie seines Vaters und Vorgangers Johann fortsetzte. Des weiteren kann daraus entnommen werden, daß Albert als Anhänger des Föderalismus die wirtschaftlichen Interessen seines Landes voll zu wahren wußte.

Was die Wirtschaftsentwicklung insgesamt betrifft, so können wir mit Dagmar Schäfer folgendes sagen:

"Die deutsche Einigung war mit einer Wirtschaftsgesetzgebung verbunden, die die noch bestehenden feudalbürokratischen Schranken beseitigte und zum stürmischen Wirtschaftswachstum der 'Gründerjahre' führte. In Sachsen bildete sich das für das 20. Jh. typische breit gefächerte, vor allem von Textilindustrie, Maschinenbau und Metallverarbeitung geprägte Wirtschaftsprofil aus. Die traditionelle Textilindustrie behauptete ihre erste Stelle in der sächsischen Wirtschaft. 1895 waren mehr als ein Drittel aller deutschen Textilbetriebe in Sachsen konzentriert."

Ebenfalls in erstaunlich rascher Weise entwickelten sich Maschinenbau und Metallverarbeitung. So erhöhte sich im Zeitraum von 1882 bis 1895 die Zahl der im Maschinenbau Beschäftigten um 75 %. Damit stand Sachsen hinter Preußen an der zweiten Stelle im damaligen Deutschen Reich.

In Fortführung der sozialen Problematik unter seinem Vater Johann blieb während der Regierungszeit Alberts das Königreich Sachsen weiterhin ein Zentrum der sozialen Bewegung, obwohl sich die wesentlichen Auseinandersetzungen zwischen Unternehmern und Arbeitern auf Reichsebene abspielten. Ihre Zentren blieben weiterhin Leipzig und Chemnitz. Bezeichnend ist, daß Sachsen nicht nur ein Mittelpunkt der sächsischen, sondern auch der deutschen Sozialbewegung darstellte.

König Albert besuchte auch während seiner zahlreichen Reisen in alle Teile seines Landes wiederholt Industrieunternehmen. Dies war beispielsweise am 4. und 5. Juli 1883 der Fall, wo er anläßlich eines Aufenthaltes im Vogtland die Textilmetropolen, Reichenbach und Mylau in sein Programm einbezog. Zu bemerken ist, daß Mylau damals 16 mechanische Kammgarnwebereien besaß. Diese beschäftigten über 1400 Arbeiter. Dazu zählten weiter eine Kammgarnspinnerei, zahlreiche Färbereien, Appreturen, eine Wollwäscherei und eine Wollkämmerei, sowie eine Deckendruckerei. Durch einen zeitgenössischen Pressebericht, der Leipziger Illustrierten Zeitung wissen wir, daß König Albert auch die Wollkämmerei Georgi & Co. in Mylau besuchte. Dabei kam es zu einem tragischen Unglücksfall mit einem Toten und mehreren Verletzten. Dabei zeigte sich in besonderer Weise die Hilfsbereitschaft von Carola und Albert, die auf diese Weise erneut ihre soziale Haltung bekundeten.

Das soziale Engagement von Königin Carola

Einen besonderen Schwerpunkt der Tätigkeit von Alberts Gemahlin Carola bildete ihr soziales Engagement. Das galt in erster Linie den Belangen der sächsischen Frauenvereinigungen, womit sie eine Förderin der Frauenbewegung wurde. Ihr sozialer Einsatz wurde auch von Kaiserin Augusta, der Gemahlin Kaiser Wilhelms I. hervorgehoben, als diese anläßlich des zweiten Verbandstages der Deutschen Frauen-, Hilfs- und Pflegevereine in Dresden vom 25. - 27. April 1878 weilte. Die Kaiserin sagte damals wörtlich:

"Im Namen der Frauenvereine Deutschlands, deren Vertreter hier versammelt sind, danke ich Ihrer Majestät der Königin von Sachsen für ihre gütige Einladung nach Dresden und für das schöne Vorbild der Wohlthätigkeit, das sie uns gewährt."

Auch nach der Thronbesteigung Alberts 1873 blieb Königin Carola Präsidentin des nach ihrem Gemahl benannten "Albert-Vereins" und förderte dessen weitere Entwicklung. Diese Vereinigung hatte sich besonders im Krieg 1870/71 als eine Art Vorläuferin des späteren Deutschen Roten Kreuzes bewährt. Nach der Wiederher stellung des Friedens wurde die im Krieg geschlossene Verbindung des "Albert-Vereins" mit dem internationalen Männer-Verein gelöst.

Bereits in der Würzburger Konferenz 1871 fand der Anschluß an den "Verband der Deutschen Frauenvereine" statt.

Diese Vereinigung entfaltete unter der Führung Carolas in Sachsen eine überaus segensreiche Tätigkeit. Schon 1876 wurde der Grundstein zum Carola-Haus in Dresden gelegt, einem kombinierten Mütter- und Krankenhaus. Im gesamten Land entwickelten sich Zweigvereine, die sich vorzugsweise der Krankenpflege durch Errichtung von Krankenstationen widmeten. Der "Albert-Verein" übernahm eine Heilstätte, in dem heute zu Dresden gehörenden Dorf Loschwitz. Er beteiligte sich ferner engagiert an der Bekämpfung der Cholera 1873 und entsandte während des Krieges auf dem Balkan 1877/78 Vereinsangehörige als Pflegerinnen nach Rumänien und in die Türkei. Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet dieses Vereins bildete die Beaufsichtigung von Ziehkindern und die Förderung ihrer geistigen und sittlichen Bildung.

Königin Carola behielt sich selbst den Vorsitz im Zentralausschuß der obererzgebirgischen und vogtländischen Frauenvereine vor. Diese Entscheidung erwies sich vor allem deswegen wichtig, weil das Erzgebirge häufig von Wirtschaftskrisen heimgesucht wurde; diese hatten eine beträchtliche Verarmung zur Folge.

Neben ihrer Tätigkeit in den Frauenvereinen übte Königin Carola auch das Protektorat über den Johannes-Verein in Dresden, den sächsischen Pestalozzi-Verein, den Kinderbeschäftigungsverein von Neu- und Antonstadt in Dresden und die Nähschule im heutigen Stadtteil Dresden-Leubnitz aus.

Diese sozialen Aufgaben und Tätigkeitsgebiete dieser Vereinigungen beschreibt der Biograph der Königin Otto von Schimpff wie folgt:

"Der Frauenverein macht sich die Speisung altersschwacher, kranker Armer, sowie die Wöchnerinnenpflege zur Pflicht, er unterhält fünf Kinderbewahranstalten und drei Krippen. o Der Johannes-Verein umfaßt vier früher von der Königin gegründete Vereine. Sein Nähmaschinenerwerbverein ist für den Zweck gegründet worden, hilfsbedürftigen Frauen, welche einer solchen Wohltat würdig sind, die Anschaffung einer Nähmaschine zu erleichtern und sie durch Unterricht im Gebrauch derselben erwerbsfähig zu machen. Sein Daheim für Arbeiterinnen gewährt jungen Mädchen, die ein Unterkommen bei Angehörigen nicht finden, gegen ein geringes Entgelt Wohnung, Kost und Beaufsichtigung durch eine Hausmutter. Seine Vermittlungsstelle für den Verkauf weiblicher Arbeiten besorgt den kommissarischen Vertrieb weiblicher Arbeiten und die Lieferung solcher auf Bestellung. Sein Frauenverein für die zunächst der Stadt Dresden gelegenen Ortschaften bezweckt die Unterstützung der Hausarmen, die Begründung und Erhaltung von Kinderbewahran-stalten, die Pflege hilfsbedürftiger, verheirateter Wöchnerinnen, die Speisung familienloser, oder sonst bedürftiger Kranker. Um ein Beispiel zu geben, wie dem Mangel an kleinen Wohnungen abzuhelfen wäre, hat der Gesamt-Johannes-Verein 6 Häuser erbaut, welche von 144 Familien bewohnt werden. Der sächsische Pestalozzi-Verein macht sich die Unterstützung und Versorgung hilfsbedürftiger Witwen und Waisen vaterländischer Lehrer zur Aufgabe. Im Dienstbotenverein wird bedürftigen und unbescholtenen weiblichen Dienstboten Dresdens, welche das 60. Lebensjahr überschritten haben, freie Wohnung, Beköstigung und Behandlung in Krankheitsfällen gewährt."

Als treues Mitglied der katholischen Kirche kümmerte sich Königin Carola auch um die beiden im sozialen Bereich tätigen katholischen Vereine - den Verein der Heiligen Elisabeth und den Vincentius-Verein, die sich vorzugsweise der Armenpflege und der christlichen Erziehung armer Kinder widmeten.

Königin Carola stand auch dem Dresdner Hilfsverein mit Rat und Tat zur Seite. Dieser hatte sich zum Ziel gesetzt, "der Unterstützung würdigen Familien, Witwen und Waisen wieder aufzuhelfen". Zu diesem Zweck unterhielt dieser Verein eine eigene Anstalt, deren Aufgabe darin lag, arbeitslosen Näherinnen und Stickerinnen Arbeit zu verschaffen.

Die Königin ließ überdies auf ihre Kosten mehrere Volksküchen in Dresden und Umgebung errichten. Gegen ein geringes finanzielles Entgelt konnten Bedürftige ein kräftiges Mittagessen zu sich nehmen. Besonderes Augenmerk wandte sie auch der Lage von behinderten Kindern zu, zu deren Entwicklung sie das sächsische Krüppelheim zu Trachenberge - heute ein Stadtteil von Dresden - ins Leben rief.

Der nach der Königin benannte und von ihr geförderte "Carola-Verein" in Leipzig unterhielt eine höhere Fach-und Gewerbeschule für Frauen. Diese gliederte sich in eine höhere Fachschule, ein Seminar für Handarbeitslehrerinnen, eine Haushaltungsschule, eine Abendschule für unbemittelte Frauen, sowie eine Abend-, Koch- und Haushaltungsschule. Nach dem Vorbild dieser Leipziger Bildungsanstalt gründete Carola in Schwarzen-berg im Erzgebirge die "Obererzgebirgische Fach- und Haushaltungsschule". Diese gliederte sich wiederum in eine Frauen-, Abend- und Haushaltungsschule.

Im persönlichen Eigentum der Königin befanden sich folgende soziale Einrichtungen:
das Amalienhaus mit Volksküche und Kinderbewahranstalt,
das Gustav-Heim in Dresden-Niederpoyritz zur Versorgung alter gebrechlicher Personen und
die Rekonvaleszentenstation in Dresden-Pillnitz. Dort ließ Carola eine Anzahl armer Frauen und Mädchen verpflegen, die nach ärztlichem Rat reine Luft und hochwertige Nahrung erhalten sollten. Daneben erhielt sie aber auch außerhalb Sachsens zahlreiche mildtätige Stiftungen, so in Guttentag und Langenwiese in Schlesien, das Louisenhaus in Morawetz bei Brunn in Mähren und eine Stiftung in Mannheim, wohin sie verwandtschaftliche Kontakte besaß.

Die Fürsorge der Königin Carola kam auch allen Werken der christlichen Nächstenliebe zugute, wofür sie einen verhältnismäßig großen Teil ihrer finanziellen Einnahmen zur Verfügung stellte. Dazu förderte sie noch Basare, Ausstellungen, Konzerte, Theatervorstellungen, Bälle und Lotterien zu wohltätigen Zwecken die vielfach ihre Anwesenheit und persönliche Beteiligung erforderten.

Besondere Freude bereitete ihr das Schenken zum Weihnachtsfest. Schon mehrere Monate vor dem Fest begann sie persönlich zu sammeln und zu arbeiten. Dabei besuchte sie auch zahlreiche Geschäfte in Dresden, um Einkäufe zu tätigen. Auch Handarbeiten standen auf ihrem Programm. Sie fertigte sogar selbst Frauenhemden an. In diesem Zusammenhang wird folgende Anekdote erzählt:

"Wie viele Frauenhemden können aus einem Ballen Leinwand hergestellt werden, fragte sie einst eine in solchen Sachen wohl erfahrene Dame, und als diese die Zahl angab, erwiderte die Königin scherzend: 'Sehen Sie, dann bin ich doch sparsamer als Sie, ich habe reichlich eins mehr herausgeschnitten'."
Auf eine Bemerkung, daß fortwährendes Häkeln gesundheitsschädigend sei, bemerkte Carola:
"Sie glauben aber auch nicht, was alles noch bis Weihnachten fertig werden muß. Sie wissen gar nicht, wie viele meiner lieben alten Mütterchen auf eine Kleinigkeit von mir rechnen."

Königin Carola von Sachsen gab durch ihr soziales Engagement ihr vorbildliches Familienleben, sowie durch ihr aktives Mitwirken an den Verpflichtungen ihres Gemahls König Albert ein Beispiel, das auf die nachfolgenden Generationen nachhaltig einwirken sollte. Ihr ist es wesentlich mit zu verdanken, daß das regierende Haus Wettin-Albertinische Linie sich in weiten Kreisen der sächsischen Bevölkerung einer großen Achtung und Liebe erfreute.

Insgesamt läßt sich sagen, daß König Albert von Sachsen durch seine weitblickende Politik, sowie seine wirtschaftlichen und sozialen Fördermaßnahmen die Probleme des Industrielandes Sachsen in beispielhafter Weise mit zu lösen verstand. Ergänzt wurde er in dieser Tätigkeit durch das wirtschaftlich-soziale Verständnis seiner Minister und Berater, sowie durch das soziale Engagement seiner Gemahlin Carola. In vielen Fällen sind die dargelegten Beispiele auch für unsere gegenwärtige politische Lage besonders die Lösung der aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Probleme wichtig. Unsere Politiker auf Landes- und Bundesebene könnten sich aus der Geschichte dieses wettinischen Herrscherpaares entsprechend dem Sprichwort: "Die Geschichte ist die Lehrmeisterin der Politik" ein Vorbild für die Lösung zahlreicher politischer, wirtschaftlicher und sozialer Probleme suchen und finden. Zahlreiche Denkmäler und noch bestehende soziale Einrichtungen mit den Namen Carola und Albert erinnern noch in der Gegenwart an die segensreiche soziale Tätigkeit dieser beiden Wettiner.

Dieser Vortrag wurde von IKKH Dr. Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen und Elmira Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen in
München, am 15.6.2002, Hotel Bayer. Hof-Gelber Salon

Rabenau, am 22.6.2002, Hotel Albert-Höhe
Dresden, am 24.6.2002, Albert-Saal/Schießgaststätte
gehalten.

 
 

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